Pussy Clat Talk

Angeregt durch ein Gespräch unter Rapperinen in der Zeitschrift "Source" , wo es um deren Situation in der Hip Hop Community ging, versuchten wir auch so einen Pussy Clat Talk zu versuchen. Also luden wir ein paar Freundinen zu uns ein.
Bei unserem Gespräch ging es nicht um Frauen im Allgemeinen, sondern um uns im Speziellen. Es ging uns um Dinge, die so banal sind, daß sie kaum besprochen werden und doch jeden beschäftigen . Weil sie im Alltäglichen passieren und wie selbstverständlich funktionieren, fast als wäre es natürlich, transportieren sich Umgangsformen, die, beim genauerer Beobachtung völlig falsch laufen, indem Sinne, daß sie immer wieder Kummer verursachen oder sogar zu richtigen Problemen werden. Wieso gibt es Probleme zwischen den Geschlechtern? Was ist Liebe? Gibt es die Ideale Zweierbeziehung?- Daß die Beziehungen zwischen Männer und Frauen in unterschiedlichen Kulturkreisen sehr verschieden gelebt werden ist uns bewußt und wurde als Anregung aufgebommen. Und wir, als von den hausfräuichen und mütterlichen Pflichten Entbundenen, wissen, daß wir von einer speziellen Perspektive Aussagen machen, die widerrum deutlich machen, daß das Bild und Selbstbild von Frauen in viele Bereiche verstrickt ist.

Susi: Ja, da gibt es für mich immer so Probleme mit Männern, das kennt ihr ja schon, das geht schon seit Jahren so bei mir und vielleicht ginge es ja besser mit Frauen...
Justine: Das mußt du aushalten, ich rege mich da schon lange nicht mehr auf.
Susi: Ja ich weiß...
Justine: Aber man kann es ja leider nicht selbst bestimmen, du stehst nun mal auf Männer, also mußt du zusehen, daß du damit klar kommst.
Susi: Ich mag ja Frauen, aber ich hab keine Idee wie ich mit denen ins Bett gehen soll. Das wäre ja schon wichtig. Franziska fand ich ja gestern wieder ganz toll, mit ihrem Kleid und den Stiefeln - und richtig dabei beim tanzen,- das war mir doch einiges mehr wert, als so mancher Typ, der da war.
Justine: Das ist ja das Dumme, daß solche Frauen auch wiederum nur auf Typen stehen. Die meisten Frauen gefallen mir auch nicht so, weil es alle so Lesbenbomber sind.
Susi: Ja das ist es. Ich bin eben voll die softe Pussy- Clut im Bett. Ich hab kein Bock auf Leder. Viele Leute denken das- schon weil man kurze Haare hat.
Justine: Aber der Heterosex ist doch sowieso hart und es gibt viele Lesben die sich mit Dildos bedienen., das kann ich überhaupt nicht ab.
Maria: Ja, ein Dildo ist ja das gleiche wie ein Schwanz.
Justine: Nee, das nicht, aber ich will nichts rein gesteckt bekommen, jedenfalls nicht oft.
Susi: Ich mag es total oft und immer wieder zu jeder Zeit, aber ich kann's nicht kriegen.
Justine: Das ist natürlich auch ein Problem, weil man immer denkt, daß die Männer eigentlich immer nur wollen, oder?
Maria: Nein, das ist ein Ammenmärchen, das ist nicht so.
Susi: Das ist eben so ne Sache. Wenn man von sich aus sagt, -ja ich will jetzt Sex , dann ist es meisten voll Scheiße. Weil Heterosex so funktioniert- man muß es drauf haben, als Stil, daß man sich zusammen reißt und so lange schmort, bis er einem endlich anfaßt. Und das kann ich nie abwarten.
Alle: Nee, ich auch nicht.
Susi: Und dann heißt es immer: Bitch, Nutte- machst es mit jedem oder was. Das passiert mir in letzter Zeit dauernd.
Gabi: Ich glaube du hast die falschen Männer.
Susi: Das hab ich mir auch schon gedacht.
Renate: Aber das wundert mich schon. Ich meine du spielst doch immer die bitch und dann bist du erstaunt, wenn Männer darauf reagieren. Ich kann auch verstehen, daß Männer sich da überfordert fühlen, die brauchen auch eine Zeit um sich warm zu machen.
Justine: Aber die tun doch immer so als ob sie immer wollen.
Renate: Finde ich nicht, das sie das so signalisieren, das kommt wohl schon auf dich selbst an.
Justine: Vielleicht verwechsel ich das dann mit dem ständigen Rumgeklotze, daß sie drauf haben.
Maria: Findet ihr, daß Männer so viel gucken? Ich finde es immer wieder erschreckend wie wenig die Leute gucken. Ich meine das nicht nur zwischen Männer und Frauen.
Justine: Doch in der U-Bahn, auf der Straße ist das schon so. Gerade diese normale Durchschnittsbevölkerung ist doch ständig nur am glotzen.
Maria: Es gibt halt verschiedene Arten von Gucken. Als Frau wird man eher angeguckt, als daß man guckt. Aber das hängt ganz extrem davon ab, wie du selbst aussiehst. Seitdem ich kurze Haare habe, kann ich mich eher in einen Raum stellen und gucken ohne angeguckt zu werden. Das unangenehme ist, wenn man es selbst nicht mehr beeinflussen kann in welcher Position man ist, in der eines Objekts oder des Subjekts.
Susi: Aber man kann auch sehr geil aussehen, aber trotzdem völlig unsexy. Es gibt Frauen, die sind total fett und haben tierisches Sexappeal, das fällt mir immer bei schwarzen Frauen auf. Wenn die weiß wären und so fett, die würden nicht einen Freund haben, aber die sind verdammt wahnsinnig, die ziehen ihre Kairomuscheln besetzten Hotpans an und zwängen ihre Titten in schwarze Korsetts und machen sich geile Goldteile ins Haar und dann geht's aber ab beim tanzen, da sind aber alle .....Die sind echt cool, wenn du da ein falsches Wort sagst, dann kriegst du eins in die Fresse.
Maria: Was ich jetzt überhaupt nicht verstehe ist, was dich eigentlich stört und was du willst. Ist es Sex, möglichst viel mit verschiedenen Leuten, oder...
Susi: Nö, viel Sex mit verschiedene Leuten finde ich langweilig.
Maria: Dann ist es das Problem, daß du eigentlich gar nicht auf dieser sexuellen Schiene sein willst, es nur spielst, aber die Leute das in den falschen Hals kriegen.
Susi: Sex ist ja nicht nur ficken, oder? Ich denk immer ich bin Mae West oder Marylin Monroe.
Renate: Und genau die hatten es auch verdammt schwer.
Susi: Mich hat es eben immer geärgert, daß Typen, die ich gut finde auf so saublöde Frauen stehen. Nur weil die sich die besten Stylingtips aus der i-D holen, können die alle Typen abziehen.
Renate: Aber warum stehst du dann auf Typen, die auf so was abfahren?
Susi: Da kann ich nichts für, ich sehe da keine Beziehung zwischen diesen Frauen und den Typen.
Renate: Aber, das sagt doch sehr viel über jemanden aus, welche Freunde er sich aussucht.
Susi : Dachte ich auch, aber wenn du die kennenlernst, das sind oft...
Gabi: ...die süßesten Typen.
Susi:....und haben voll die ....
Maria: Aber es ist trotzdem ihre Auswahl und das liegt im Zweifelsfall daran, daß sie zwar in vielen Bereichen nett und intelligent sind, aber in einem wesentlichen Bereich...
Renate: ...völlig versagen....
Maria: ...etwas suchen, wo sie überlegen sein können.
Susi: Da fühl ich, da ist was Wahres dran an der Sache. Das ist so frustrierend.
Maria: Das ist sehr frustrierend, weil man das Gefühl hat, das muß doch nicht sein.
Aber meine Beobachtung ist, daß vielleicht in 80 Prozent der Fälle gar nicht entscheidend ist, ob zwei Leute sich im Bett...
Susi: Das glaub ich nicht.
Maria: Doch, wenn man von Beziehungen spricht. Es definiert sich bei so wenigen Leuten über den Sex. Die wenigsten Leute gehen so bewußt mit ihrem Sex um, daß sie sagen, okay ich such mir jetzt jemanden, mit dem ich mich im Bett verstehe. Es spielt eine Rolle, aber es ist nicht entscheidend. Ein Typ Frau zeichnet sich ja nicht nur dadurch aus, wie sie sich im Bett verhält.
Susi: Das hab ich mir auch schon mal überlegt, ob das vielleicht falsch ist. Daß das was ganz anderes ist, was jemand macht und wie jemand ist, aber ich könnte nie mit jemanden zusammen sein, der etwas macht...
Gabi: .....zum Beispiel Bankkaufmann..
Renate: Aber wer kann das schon, ist ja logisch.
Susi: Das gibt es aber schon, da sagen manche, da kommt es nicht drauf an, es kommt eher darauf an wie ein Typ ist oder so.
Renate: Aber man hat doch unterschiedliche Beziehungen. Es gibt ein ganze Palette von menschlichen Qualitäten und das hat oft nichts zu tun mit dem was man macht.
Maria: Aber man ist immer bestrebt, mit seinem Freund ne ganze Menge zu teilen.
Renate: Das ist vielleicht der Fehler.
Maria: Ich kenn das aber bei mir, daß ich immer den Wunsch habe, jemanden zu haben mit dem ich alles teilen kann. Ich glaube auch, daß das fatal ist, denn letztendlich bringt man sich immer wieder in die Situation, daß man immer weiter nach einer Symbiose strebt. Das heißt man verliert auch gewissen Respekt und Grenzen. Und dann kommt der Punkt, wo man so ineinander verstrickt ist und sich nicht mehr als getrennte Personen sehen kann und wird auch unzufrieden damit.
Gabi: Das ist so ne Sache von Toleranz und Reife.
Susi: Ja und die hab ich nicht.
Justine: Bei uns ist das schon so. Meine Freundin hat auch ganz andere Freunde, wir treffen uns auf einer anderen Ebene.
Susi: Bei Heteros ist es oft so, daß sie versuchen zusammen aufzutreten. Das fand ich immer so nervig. Dann ist es immer ganz wichtig, daß die Freunde einem mögen. Und du wußtest, wenn du jetzt bei dem durchfällst, dann ist es echt Kacke.
Maria: Mir ist es aber immer ein Anliegen, Leute zu vermitteln. Mein Freund, der soll meine Familie kennenlernen, der soll meine Freunde kennenlernen und der soll integriert sein in meinem Leben. Das ist mit Sicherheit gefährlich, wenn man das zu stark macht.
Justine: Das ist das sichere Ende von jeder Beziehung. Das ewige Zusammen und die anschließende Affaire und dann ist die Sache meistens gelaufen.
Susi: Intellektuell hat man das alles kapiert, aber sobald man wieder einen Freund hat, strebt man genau diese Dinge an, was ich eigentlich zum kotzen finde, aber so ist das nun mal. Aber es ist auch toll jemanden zu haben, an dem man seine Position prüfen kann, jemanden der etwas zu dem sagt, über das was man tut.
Gabi: Die Grenzen von Abhängigkeit und Unabhängigkeit verschwinden manchmal ganz schnell.
Maria: Und man will ein Stück Abhängigkeit, das ist ein Reiz in einer Beziehung. Ich hab immer ein komisches Gefühl, wenn ich ihn nicht vermisse. Was weiß ich.... Ich fahr zum Beispiel weg und ich denk überhaupt nicht dran, ich mach was ganz anderes, hab aber irgendwie das Gefühl, ich müßte ihn vermissen. Das ist schon so ein Wunsch, der da dahinter steckt. Aber eine Beziehung müßte so sein, daß man alleine sein könnte und der andere kommt quasi nur dazu, - zusätzlich. Nicht als was Lebensnotwendiges. Nur diese Zusätzlichkeit soll ja nichts Beliebiges sein, sie muß ja schon was Spezielles sein.
Renate: Ich weiß nicht, ob das so sein muß. Wieso denkt man so etwas, daß man so eigenständig sein muß? Das hört sich alles so unangenehm emanzipiert an, so selbstständig, alleinverantwortlich.... Ich denke, daß das auch eine Illusion ist. Früher hatte ich immer die Vorstellung, daß Liebe nichts Zusätzliches ist, sondern etwas was man wirklich lebensnotwendig braucht. Ich fand diesen Gedanken auch nie schlimm, jemanden so sehr zu brauchen.
Maria: Aber es gibt immer wieder Situationen die passieren, die so etwas in Frage stellen. Und dann gerät die Welt aus den Fugen. Der Aspekt der Abhängigkeit ist dann schlimm, wenn du das Gefühl hast, zusammen geht es nicht mehr, ohne gehts auch nicht. Das ist fast schon banal. Das ist das, wenn Beziehungen weiter bestehen, ohne daß man glücklich ist damit. Vielleicht ist aber das Ideal von Glück das Problem dabei.
Susi: Das denke ich ganz oft. Das steht auch in dem Buch von Ute Frevert, daß dieses Bild von Glück ganz neu ist. Es gab früher ganz andere Vorstellungen von Beziehungen. Heute muß es Liebe sein, man kann nicht sagen, - ich kann nicht alleine sein, ich komm mit dem Typen ganz gut aus, wir haben zwar nicht mehr viel miteinander zu tun, aber wenn er nicht mehr mit mir zusammen wohnen würde, wäre es echt ein Scheißleben. Man sagt so etwas nicht, es muß schon mehr sein. ...
Maria: Ich finde das bewundernswert, wenn Leute so etwas sagen können....
Susi: ...Aber wer will schon mit dir zusammen wohnen, wenn er dich nicht liebt.....Bei Nan Goldin ist das so toll. Da gibt es so einen Typen, eine Transe, den hat sie ganz lange fotografiert - da steht dann in ihrem Buch, daß sie jetzt zusammen leben und daß sie hoffen, zusammen alt zu werden. Wenn ich so was finden könnte, das fänd ich ideal. Die haben sexuell wahrscheinlich gar nichts oder wenig, haben aber einfach gemerkt, daß sie gerne zusammen leben.
Renate: Es gibt auch keine Alternativen für ein Zusammenleben. Ich frage mich auch, wie ich mal leben werde, wenn ich älter bin. Jetzt im Moment ist es egal, da find ich es ganz angenehm alleine zu leben. Aber ich denke in ein paar Jahren habe ich die Schnauze voll davon...
Gabi: ...Ja wozu auch...das ist ja langweilig.
Renate: ...ja langweilig und ...
Susi: ...ja bei meiner Oma, wenn da das Zuckerdöschen...
Gabi: ...es sei denn, man findet das gut, man braucht das....
Susi:.....die hat dann jeden angemacht, wenn du es nicht genau da hingestellt hast...so ne Scheiße...
Renate: ...ja genau, so Sachen dann....und dann frage ich mich dann, was gibt es für Möglichkeiten, außer...
Susi: ...mit deinem Freund...
Renate: Ja - egal, - oder mit einem Partner, mit dem man Sex hat, mit dem man zerschmilzt, blah, blah.... Ich weiß nicht, ob das so sein muß.
Justine: Das muß nicht so sein, aber...
Renate: Aber was gibt es denn noch?
Susi: Es gibt nichts anderes.
Justine: Ich finds nicht schlimm, warum kann man nicht akzeptieren, daß Menschen einfach so sind?
Renate: Ich glaube nicht, daß Menschen einfach so sind. Warum kannst du nicht mehr Beziehungen haben?
Justine: Man kann sich eben auf eine Person mehr verlassen als auf mehere Personen. Dann geht es auch um Verantwortung, um finanzielle Dinge und so weiter, das kannst du mit einer Person einfach besser regeln.
Maria: Interessant dabei ist- es gibt da ein Modell von Beziehungen, die man haben soll. Das sind monogame Beziehungen, die dieses Verschmelzungsideal haben. Heute noch mit dem - 'wir sind aber trotzdem noch eigenständige Personen'-Ideal. Was eigentlich sich wiedersprechende Ideale sind. Gleichzeitig hat man aber nicht den Wunsch jetzt, demnächst, jemanden zu finden mit dem man die nächsten fünfzig Jahre verbringen möchte. Und dann hab ich immer das Gefühl, weil ich es auch nie schaffe, eine Beziehung einzugehen, die anders funktionieren würde, als nach diesem Verschmelzungsideal, - da gibt es ja noch tausend andere Aspekte, die ich bin, die ich aber nicht ausleben kann. Dann läßt man sich eine zeitlang drauf ein und dann denkt man, da fehlt mir doch noch etwas. Okay, dann schließt man das ab und sucht sich einen neuen Partner.... und dann... - das ist doch alles sehr mühselig.
Susi: Dann geht alles wieder von vorne los...
Justine: Das ist immer wieder das gleiche, die Personen wechseln zwar, aber das Prinzip ist das gleiche. Das geht dann solange bis man bei einer Person landet, wo man denkt - da kann man es aushalten, da kann ich vielleicht gerne auf die anderen noch möglichen Dinge verzichten. Man kann eben nicht alles haben.
Maria: Aber damit kann man sich doch nicht wirklich abfinden, oder?
Ist noch ein Bier da?.....
Gabi: Ja mit meinem Freund dachte ich auch...das war irgendwie der Traummann, da stimmte alles - was er gemacht hat, Sex, Äußeres und alle andere Sachen...
Maria: Das klingt ja traumhaft...
Susi: Das hat mich auch sehr gewundert, daß du jetzt ....
Gabi: ....Tja, aber dann doch nicht.
Susi: Warum nicht....
Gabi: Ich hatte keine Lust mehr, ich wollte meine Unabhängigkeit.
Justine: Ich weiß nicht, ich fühle mich schon unabhängig. Klar, in Gefühlsdingen natürlich nicht, aber ansonsten schon. Es würde Probleme geben, wenn ich jetzt Lust hätte fremd zu gehen, aber das habe ich nicht, und alles andere kann ich machen.
Maria: Rein technisch, formal kann man es natürlich, aber man kann es nicht, weil man es selber nicht kann. Es gibt ja schon Sachen, wo nicht ein wirkliches Verbot dasteht, aber wo man sich selbst beschränkt, weil man glaubt, daß der andere das nicht will oder so. Man kann ja nicht permanent auf Konfrontation machen. Man fängt schon selbst an, Einschränkungen zu machen.
Justine: Vielleicht kommt das ja noch.
Gabi: Bist du schon lange mit deiner Freundin zusammen?
Justine: Ja, fünf Jahre.
Alle: OH.
Susi: Und du auch
Maria: Ja viereinhalb.
Justine: Und du hast jetzt Zweifel oder was im Moment.
Maria: Ich bin gerade ausgezogen und mein Freund hat ein Verhältnis mit einer anderen Frau ...
Gabi: ...Scheiße...
Renate: Echt?
Maria: ... und wir sind gerade dabei zu sehen, ob wir noch eine Zukunft gemeinsam haben. Ich bin gerade in einer Situation, wo ich sehe wie endet eine Beziehung, oder wie schafft man es, sie nicht enden zu lassen, sondern sie so zu tranformieren, daß man einen neuen Weg findet. Und da geht es eben genau um so Sachen, wie Abhängigkeit und Träume, die nicht realisiert sind.
Susi: Oh, da war ich so bitter enttäuscht und so tief unglücklich und so tief verletzt. Das war so richtig hart, da hab ich zwei Jahre dran geknackt - als mein letzter Freund von einem Tag auf den anderen eine neue Freundin hatte und von heut auf morgen hat er mich nie wieder angerufen, nicht mit mir geredet, nicht auf meine Briefe geantwortet - gar nichts.
Maria: Das ist so grausam.
Gabi: Da fühlt man sich so austauschbar.
Susi: Ja genau so fühlte ich mich. Der Typ war auch so. Der hat sein ganzes Leben lang immer Freundinnen gehabt. Ich dachte auch immer, wie machst du das nur.
Maria: Und da hatte es bei ihm auch nichts damit zu tun, daß er es nicht ertragen konnte, weil es einfach zu schmerzhaft ist.
Susi: Nee, so war der nicht. Aber das hört sich ja bei dir viel besser an.
Renate: Wenn man fünf Jahre zusammen war, kann ich mir nicht vorstellen, daß man da so eine Nummer abzieht.
Maria: Ich war auch erstaunt, was für Nummern da gekommen sind.....
Susi: Ja, ja...
Gabi: Das kann ich mir auch vorstellen...
Maria: ....das hätt ich auch nie gedacht. Ich hab mich so durch die Wochen gekrochen und dachte, ich kann das nicht begreifen, ich kann das nicht verstehen, wie kann er das tun....
(An dieser Stelle geht es noch lange um persönliche Erfahrungen mit Trennungen und den damit verbundenen Schmerzen und Gemeinheiten. Nach diesem Erfahrungsaustausch kamen wir wieder auf das alte Thema.....)
Renate: Aber was ist es dann, was man vermißt? Es reicht offensichtlich nicht, jemanden zu haben, mit dem man sich gut versteht und den man auch noch geil findet.
Susi: Mich kotzt das schon an. Zum Beispiel Fremdgehen, wenn man verliebt ist. Da hab ich total das Gefühl - ich hab das als so schön empfunden, so genial und du bist morgen mit einer anderen Frau im Bett - da denk ich immer, das nehm ich dir voll nicht ab, daß du mich gut findest. Ich hab nichts dagegen, aber im Prinzip müßte klar sein, daß man eine innere Verbundenheit hat. Das ist bei vielen Typen nicht so. Dann ist es eher: Wieso denn, was hast du denn, wir sind gleich zusammen ins Bett gegangen, ich dachte du wärst so drauf....was stellst du dich so an. Vielleicht nehm ich auch das Sexuelle zu wichtig. Wenn Gefühle und so, fließen, - das sind so Eindrücke, die man sonst nicht hat. Wenn das dann so klasse ist, dann nehm ich das schon sehr wichtig.
Justine: Das kann ich nachvollziehen.
Gabi: Vielleicht denken die, du bist voll locker und du machst auch so....
Justine: ....Genau, das ist es eben.....
Gabi:....weil anders würden sie das auch nicht denken.....
Susi: Vor allem nehmen sie dich nicht ernst, als richtige Freundin, weil du treibst es ja eh mit jedem.
Justine: Da hast du dir ja schon einen schlechten Ruf eingehandelt.
Susi: Ja, obwohl ich bestimmt nicht mehr Sex habe als andere.
Maria: Nee, aber in dem Moment, wo du damit locker umgehst, weil du es auch locker meinst auf einer bestimmten Ebene, daß es dann aber gleich heißt, locker zu sein ist keine Verbindlichkeit aufkommen zu lassen.
Susi: Man wird schneller zur bitch, als man sich träumen läßt.
Maria: Das Ding bei dir ist, daß du etwas versuchst in einem Bereich, der bei den meisten Leuten, nicht taburisiert, aber der sehr unbewußt erlebt wird.
Susi: Mann - das kennt doch jeder selber, was da abgeht. Das ist doch nicht einfach Körper - rein und raus schieben. Das sind doch so viele Stories, die dabei passieren, wo man Vertrauen - Auschecken - die Grenzen. ... Ich mein, das ist doch viel mehr, das hat doch ziemlich viel mit der Person zu tun. Ich könnte nicht mit jemanden im Bett sein, den ich für blöd halte.
Maria: Nee?
Justine: Ja du vielleicht nicht.
Maria: Ich kann sehr wohl mit Leuten ins Bett gehen, die ich...
Justine: ...für blöd hälst....
Maria: Ja, wo ich denke, die interessieren mich nicht weiter.
Susi: Ich find den Sex dann wahnsinnig langweilig, total langweilig.
Justine: Du bist die intellektuelle Nutte.
Susi: Ja entweder intellektuell, oder sexy.
Maria: Heterosexuelle Männer sind super unbewußt was die Dinge angeht. Und die allerwenigsten möchten sich damit auseinandersetzen. Und Frauen tun das einfach mehr aus irgendwelchen Gründen. Ich glaube nicht, weil sie grundsätzlich mehr Probleme damit haben, sondern weil sie vielleicht, soziologisch gesprochen, eher gelernt haben mit Gefühlen umzugehen. Das heißt, sie anzunehmen und zu denken, daß wenn sie Gefühle haben, daß das irgendwie eine Richtigkeit hat.
Susi: Das könnte echt sein, daß Frauen Gefühle ernster nehmen. Ein Freund von mir sagte mal, daß Liebe für Frauen gemacht ist....
Renate: Echt?
Gabi: So ein Scheiß.
Susi: ...und ich hab ihn so angeguckt und gedacht, oh Mann, da ist dir ja echt was entgangen.

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