Mo Loscherder, Fenja Braster, Susanne Riedel und Susa Gunzer versuchten in vier Nächten, bei Art Acker in Berlin (17.-20.12.92), Platten aufzulegen. Ohne Zweifel waren das vier gelungene Abende. Wir unterhielten uns darüber, wie es zu dieser Idee kam, wieso in einer Galerie und ob es eine Wiederholung gibt.
Hier einige Statements von den DJ's.

Seit einem Jahr versuche ich als DJ in das Berliner Nachtleben einzugreifen. Darüber haben sich für mich bestimmte Fragen ergeben: "Was bedeutet es, als DJ eine bestimmte Richtung zu vertreten?" - "Warum gibt es so erheblich weniger weibliche DJ's?" usw. Davon ausgehend, daß sich innerhalb der Clubstrukturen auch die sonstigen widerspiegeln, ergab es sich ganz logisch, die Frauen, die ich kenne und von denen ich weiß, daß sie sich intensiv mit Musik beschäftigen und eine dementsprechend große Plattensammlung besitzen, anzusprechen und anstelle einer Ausstellung diese Form der Zusammenarbeit zu organisieren.
Ich sammle Platten unter dem Aspekt, immer näher an "geniale, phantastische" Musik heranzukommen. (Es ist klar, daß hier die persönliche Neigung entscheidet.) Dabei erschließen sich mir außerdem Zusammenhänge, die nicht nur musikintern interessant sind. Ich stelle Einflüsse auf meine Arbeit fest. (Malerei, Fotos).
Abgesehen davon, daß drei von uns Künstlerinnen sind und dadurch schon in diesem Zusammenhang stehen, ist eine Galerie völlig unvorbelastet als Partyraum, also offener für ein nicht Club-typisches Programm, wie es von uns geplant war. Konsequenterweise wollten wir weitere Veranstaltungen dieser Art auch an traditionellen Orten stattfinden lassen.
Ist eine Galerie Ort des Geschehens, bietet man eine Nische für ein anderes Publikum, das sich sowohl aus Kunstbetrieblern, Partypeople/Clubbern, als auch sonstwie dazugestoßenen Menschen.
Bei den meisten Sachen, die ich habe, überschneiden sich die Stile. Soul, Funk, Fusion, Latin und Jazz. Ich mag diese Musik, weil sie mein Ideallebensgefühl suggerieren kann, das in der Realität ungefähr dem eines vergeistigten Jet-Set-Lebens nahe käme.
Das Platten-Auflegen als eine Art Statement, das aber viele Bereiche anschneidet, als daß es als eindeutig künstlerische Aktion gesehen werden könnte. Trotzdem, meine ich, kommt unser Selbstverständnis und die Machart aus einem Kunst-Selbstverständnis heraus.
Es geht darum, das zu sein, was wir als Alternative sehen.
Kein Hip-Hop, keine Rockgitarren. Beides bietet in seiner durch und durch Terminiertheit keine Möglichkeit zur Innovation und Emphase mehr, genau wie das Posing der AKteure und reaktive Spiegeln machistischer Inhalte der Akteurinnen.
Es gibt ja doch einen großen Anteil an Kunst, der den Anspruch hat, über das Bedienen von Unterhaltungsbedürfnissen hinauszugehen. Und diesen Anspruch haben wir sicher nicht. Vielleicht sollte man das Resultat/die Form eher als politisch bezeichnen, denn als künstlerisch.

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