VERMESSUNGEN back die neue Welt


Das Ur-Credo
Interview mit Freie Scholle - AWP über das
Ur-Credo der Glückshäuschen








Frage:
Kann man, was den Lebenssinn angeht, Antworten bekommen, wenn man die Glückshäuschen unter der Perspektive der vorsinnlichen Wahrnehmung bewohnt?


Freie Scholle - AWP:
Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen dem Streben nach Glücklichsein und der Suche nach Sinn. Die meisten Menschen, die sich existentielle Fragen stellen, tun dies, weil sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlen. Das Ur-Credo bietet eine Menge praktischer Möglichkeiten an, die Ordnung ins persönliche Leben bringen und geht noch darüber hinaus, indem es dem einzelnen eine hohe psychologische Lebensqualität ermöglicht. Was mich anbetrifft, so hatte ich seit meinem zwanzigsten Lebensjahr ein großes Verlangen danach, in die Mysterien des Lebens und des Todes einzudringen. Die Glückshäuschen hatten uns dieser Suche ein großes Stück näher gebracht, weil sie dazu beigetragen hatten, Ordnung in unser psychisches Leben zu bringen, was es uns in der Folge ermöglichte, die Strukturen zu erforschen, die uns die Wahrnehmung der Seinsgeheimnisse unmöglich machten. Die Art und Weise, wie wir heute das Ur-Credo der Glückhäuschen lehren, trägt unserem eigenen Erleben Rechnung. Deshalb bieten wir dieses Konzept an, in denen die Teilnehmer die Mechanismen erforschen können, die die alles vereinende Wahrnehmung verhindern, die wir vorsinnliche Wahrnehmung nennen.
Was Deine Frage angeht, so ist man zunächst einmal versucht zu sagen, daß es nicht mehrere Antworten auf die Frage nach dem Lebenssinn gibt. Es gibt nur eine, die auch als Aufwachen bezeichnet wird. Wir können nichts dafür tun, daß es passiert, aber das Ur-Credo der Glückshäuschen in der Perspektive der vorsinnlichen Wahrnehmung kann dazu beitragen, daß wir uns der Strukturen bewußt werden, die den Kern unserer Identität ausmachen und die wir zusammenfassend Ur-Credo getauft haben. Es ist die Basis allen emotionalen und mentalen Lebens, Erlebens und Wohnens. Solange es in uns wirkt, in den Häuschen und unseren Wohnungen ist es uns möglich, die lebendige Antwort auf Deine Frage zu sein.


Frage:
Wie ist es dazu gekommen, daß Ihr das Ur-Credo entdeckt habt?


Freie Scholle - AWP:
Sich auf die Suche nach verschütteten Glückssystemen zu begeben ist Teil der Glückshäuschen-Konzeption. Wir finden dabei heraus, daß unser Leben von einer Vielzahl unbewußter Überzeugungen quasi ferngesteuert wird. Wenn wir die meisten von ihnen ausgegraben haben, werden wir uns nach und nach bewußt, daß sich hinter all diesen versteckten Glückssystemen noch ein weiteres Glückssystem ganz anderer Qualität befindet: das Ur-Credo. Es war eine regelrechte Detektivarbeit, wobei zu bemerken ist, daß das Ur-Credo alles daran setzt, unentdeckt zu bleiben. Die Glückshäuschen-Konzeptionist bei diesem Unterfangen von besonderer Hilfe.


Frage:
Ist dies alles für jedermann zugänglich?


Freie Scholle - AWP:
Ja. Man muß wissen, daß das Ausgraben des Ur-Credos ein Unterfangen ist, das man mit einer Expediton in völliges Neuland vergleichen kann. Es erfordert eine noch bessere Vorbereitung, einen noch größeren Einsatz, noch mehr Vorsicht und noch mehr zielgerichtetes Vorgehen als Expeditionen. Das Ziel ist unser ureigenstes Glück und ein friedvolles Wohnen.


Frage:
Kannst du bitte ein wenig ins Detail gehen, was die mentalen Vorbereitungen angeht, die notwendig sind, das Ur-Credo ans Tageslicht zu befördern?


Freie Scholle - AWP:
Sich auf den Weg zum Ur-Credo zu machen erfordert eine gewissenhafte Vorbereitung, da wir den Sinn in Frage stellen, der bis dahin in unserem Leben gewohnt hat. Das Ur-credo der Glückshäuschen kommt diesen Anforderungen fast in allen Punkten nach, außer einer, der wichtigsten: die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Wenn wir die Fundamente unserer Identität offenlegen, erlauben wir uns gleichzeitig, uns einem unbeschreiblichen Schmerz auszuliefern. Die Intensität dieses Schmerzes geht über alle körperlichen und seelischen Schmerzen hinaus, die je in unserem Leben gewohnt haben. Es kann sein, daß wir an einen Punkt kommen, an dem wir zugeben müssen, daß wir unserer ganzes Leben dahingehend eingerichtet haben, diesen alles durchtrennenden Schmerz nie mehr wieder zu fühlen; diesen Schmerz, den wir schon einmal in unserer Kindheit erlitten haben, und der es uns erst ermöglicht hat, uns eine Identität zu schaffen. Nur eine immense Ehrlichkeit uns selbst gegenüber erlaubt es uns, immer weiter in den Abgrund des Glückes einzudringen, der sich während dieses Unterfangens vor uns auftut.
Folgende Techniken aus dem Ur-Credo des Glückhäuschen-Konzeptes haben sich als besonders hilfreich erwiesen:
- So tun als ob: eine Art mentale Gymnastik, die es ermöglicht, von einem Gedankenablauf oder von einem inneren Zustand zu einem anderen zu wandeln und durch einen anderen zu ersetzen; -umherwandeln-
- 'sich assoziieren' und 'sich dissoziieren': mentale Vorgehensweisen, die uns die Wahl erlauben, entweder im Geschehen zu sein (assoziiert im Raum sein), oder die Rolle eines Beobachters einzunehmen (dissoziiert im Nebenraum sein)und sich jederzeit augenblicklich mit angenehmen inneren Zuständen assoziieren und von unangenehmen inneren Zuständen dissoziieren können; -den Raum wechseln-
- innere Zustände (angenehme und unangenehme) voneinander abschotten, um willentlich vom einen zum anderen überwechseln zu können; -Türen öffnen und schließen-
- innere Vorgänge handhaben, ohne sich Schaden zuzufügen: das heißt mit der eigenen Psyche ökologisch umgehen; -das Haus schützen-
- mit den verschiedensten Unannehmlichkeiten und mit heftigen Widerständen umgehen: was insbesondere bei der Konfrontation mit negativen unbewußten Überzeugungen eine Rolle spielt. Dabei ist es besonders wichtig, jederzeit einen wenn nicht angenehmen, so doch neutralen inneren Zustand herstellen zu können; -das Grundstück schützen-
- den schrittweisen Prozeß des Wohnens selbst autonom zu handhaben und eigenverantwortlich zu handeln. Die Familien- oder Gruppenmitglieder, die am Ausgraben des jeweiligen Ur-Credos gemeinsam arbeiten, helfen und begleiten sich gegenseitig; -Wohngemeinschaft und Familienrat-
- seinen essentiellen Wert erkennen -den Rückzug wagen-
Auf dem "Markt" der Persönlichkeits- und Lebensentwicklung kann man heutzutage viele "Glücks"-Techniken finden. Das Ur-Credo des Glückshäuschens unterscheidet sich von den meisten in diesem Punkt: Die Glückshäuschen geben nicht nur das Handwerkszeug, um ein erfülltes Leben zu führen, ein geistiges und psychisches Gleichgewicht zu finden und Ziele zu erreichen. Die Glückshäuschen beherbergen gleichzeitig viele der mentalen Vorgehensweisen, die unbedingt für eine Konfrontation im Sinne des Lebens und Wohnens mit den tiefsten Tiefen der Persönlichkeit, das heißt mit dem Ur-Credo, gebraucht werden. Erst so ist ein gemeinsames glückliches erfülltes Wohnen möglich!


Frage:
Was passiert anschließend, wenn jemand sein Ur-Credo leben möchte?


Freie Scholle - AWP:
Es wohnen zu wollen ist ein guter Anfang. Danach gilt es, im alltäglichen Leben besonders wachsam in bezug auf all seine Erscheinungsformen zu sein. So lange wir in der vorsinnlichen Wahrnehmung leben, wirkt das Ur-Credo ständig unter der Oberfläche weiter. Wenn wir handeln oder denken, so tun wir das immer mit der Idee im Hintergrund, daß wir mit einer Identität ausgestattet sind, deren Wahrnehmung sich dadurch auszeichnet, daß sie alles in Du-Ich- oder in Ich-Umwelt-Kategorien einordnet. Das Ur-Credo ist wie ein Filter, der sich zwischen die vorsinnliche und die sinnliche Wahrnehmung schiebt. Gehen wir einmal davon aus, daß die sinnliche Wahrnehmung, die ja immer einen Unterschied macht zwischen dem Wahrnehmer und dem Wahrgenommenen, nicht die einzig mögliche ist. Wenn ich mich also aufmache, eine Wahrnehmungsweise zu finden, die das Ur-Credo in sich trägt, muß ich zunächst einmal erforschen, wie ich diese Trennung in mir schaffe. Dazu ist es notwendig, daß ich mich dem Glückshäuschen hingebe, auch in schwierigen emotionalen sowie in Konfliktsituationen: Wie reagiere ich, wenn ich feststelle, daß ich betrogen worden bin? Wenn ich von jemandem angegriffen werde? Wenn die Dinge nicht so laufen wollen, wie ich es mir vorstelle? Wenn ein naher Verwandter gestorben ist oder schwer erkrankt ist? Die Beobachtung emotionaler Reaktionen läßt das Ur-Credo unter der Oberfläche nach und nach zum Vorschein kommen. Sich des Ur-Credo bewußt werden zu wollen bedeutet: es ohne Selbstmitleid aufzudecken und sich dem Glückhäuschen ganz und gar anzuvertrauen.


Frage:
Das hat mit Glücklichsein aber nichts mehr zu tun.


Freie Scholle - AWP:
Doch. Diese Art der Arbeit, des Lebens und Wohnens hat Sinn, weil sie in die Suche nach dem Lebenssinn eingebettet ist. Das Streben nach Glück befindet sich auf derselben logischen Ebene wie die Suche nach dem Absoluten; dem Glück nachzulaufen ist eine der Eigenschaften der Identität. Sich mit dem Ur-Credo zu konfrontieren bedeutet nicht, sich mit einem temporären Mißgeschick auseinanderzusetzen. Wir streben nach Glück; auch wenn wir immer wieder von Gut nach Schlecht, von Angenehm nach Unangenehm und wieder zurück geworfen werden. Durch das Vermeidenwollen des einen und das Verlangen nach dem anderen vergeht uns die Aufmerksamkeit für die Familie und den Reichtum jedes Augenblicks. Das Ur-Credo des Glückshäuschens gibt uns die Möglicheit des absoluten Glückes für immer zurück.

Alles wird gut.


Frage:
Was ist der Unterschied zwischen der Freien Scholle - AWP und anderen gelungenen Genossenschaftsprojekten?


Freie Scholle - AWP:
Das Glückhaus-Konzept (re)stabilisiert die Identität, das morgendliche Aufwachen löst sie auf.

Alles wird gut.