Hans-Christian Dany

VOR DER DÜNNEN HAUT WEGLAUFEN

# Held # Maske # Phantom
# Mönch / Nonne # Ein Kleid aus brauner Seide # JunggesellInnen-Maschine # Marcel Duchamp
# Rose # Ins Waschbecken pinkeln #

# Die Braut # Ein braunes Gewand # eine erfolgreiche Firma # ein immer schnellerer Austausch von Waren # ein geschlossenes Gefäß # eine Flasche mit Korken #

Diese Reihen, Wege eröffnen Querverbindungen, Abkürzungen, Maschen, manche entpuppen sich als Sackgassen oder tote Äste. Wir nahmen einen Ausschnitt dieser sich ständig wandelnden Karte einmal über Nacht mit in unseren Raumgleiter. Aus ihrer Umgebung isoliert pendelte die Anmutung des tellergroßen Etwas noch schneller zwischen den Inselen auf der funkgesteuertern Hologramm-Karte. Die entstehenden Flächen hatten kein Unten oder Oben, noch bildeten sie Symetrien. Es konnte eine Fläche sein, ein Feld, ein Beet, ein Gewebe. Die Stränge darin gingen Verküpfungen gegen die bekannten Gesetze ein. Sie benahmen sich als ob sie keine JunggesellInnen Pflanzen seien, paarten sich allseitig.

Die Paarungen überleben aber nur innerhalb des tellergroßen Etwas, ihr Anblick ist wunderschön, verlassen sie den Teller, werden sie innerhalb kürzester Zeit zu vergammeltem Gemüse, das sich kurz darauf in Luft auflöst. Ein Organismus der nur imaginär lebensfähig ist. Also doch eine JungesellInnen-Maschine. Leben das nur im Bild existiert.

Ich habe eine Zeitung geschickt bekommen ohne das ich ihn darum bat, die Schlagzeile lautet "PERFEKTE GESTE, Pissen im exakt abgezirkelten Bogen..." Wohl eine Obsession von Männern. Ich habe nie als Frau gepinkelt. Du sprachst über Deine Enttäuschung, als wir gemeinsam in der Badewanne pinkelten. Der gelbe Brunnen von mir schien Dir schöner. Ich genoß das Geheimnis Deines fast unsichtbaren Unterwasserbrunnens, aber damit ist es wohl kaum aus der Welt.

Ich mag Wünsche, denke momentan aber über Wunschlosigkeit nach. Auch über Hülsen und Masken für Wünsche. Du sprachst von Wünschen, die man in sich trägt.

Ich werde im Text versuchen Kleider abzustreifen. Ich mag die Vorstellung das Du mir dabei zuguckst, aber ich tanze erstmal für Mich allein. Ich hatte einmal den Wunsch Peep-Show-Tänzer zu werden. Du sitzt jetzt hinter einem halbdurchsichtigen Spiegel. Was Du denkst kann ich nur erahnen, wenn Du die Tür Deiner Kabine öffnest und Licht hineinfällt kann ich Dich für einen Moment erkennen. Aber nicht wenn die Tür geschlossen ist und Du im Dunkeln sitzt.

Ich denke an eine der Türen von Duchamp. Ich möchte versuchen mich ein wenig an das Gefühl das Modell einer Frau dahinter heranzutasten, die nur durch das Guckloch zu sehen ist. Ich bewege mich langsam, auf unterschiedlichen Wegen an die imitierte Frau hinter Tür tasten. Sie hat kein Gefühl, sie ist aus Wachs, sie kann schmelzen, wenn du sie mit warmen Fingern anfässt. Ich fasse mich jetzt mit warmen Fingern an. Als ich das heiße Wachs der Kerze über Dich goß, war ich glücklich als Du das gleiche tatest. Ich glaube ich hätte es sonst nicht genießen können.

AUF DEM WEG ZU EINEM UMWEG, DER DANN WIEDER ZURÜCKFÜHRT

Wir hatten einmal Sex in einem Spiegel, einem Pavillion aus Spiegeln. Ich dachte zuerst ich hätte Dir etwas vorenthalten, daß Protein. Jetzt finde ich es schön, wie es war. Es war Sex in einem Spiegel, auf dessen beiden Seiten die gleiche Menge Flüssigkeit war. Es kommt mir jetzt so vor, als wenn wir in diesem Spiegel ohne den Plan gehabt zu haben, für einen Moment aus der Realität geflohen sind. Unsere Körper durch eine "falsche" Bewegung überlistet haben. Du hast es ausgesprochen, Du hast den imaginären Regen auf dem Dach des Spiegel-Sterns gehört.

Ich tanze oft allein für mich in der Wohnung. Ich wohne zwischen lauter Peepshows. Es sind billige Junggesellenmaschinen.

EINE STIMME FEHLT

Es ist wie durch ein unbekanntes Haus zu gehen, in dem sich ständig neue Türen und Flure eröffnen. Man bekommt Angst, ist erschöpft, möchte das Haus verlassen. Hat aber auch keine Ahnung wo der Ausgang ist und ist gleichzeitig schrecklich neugierig.

ALS BRAUT ZUSEHEN

Ich wollte Dir in letzter Zeit gerne dabei zusehen, wie Du Dich selbst befriedigst. Deine Erzählung von den "wissenschaftlichen" Mastrubations-Untersuchungen haben mich aufgeregt. Die Vorstellung hat wieder mit Duchamp, der JunggessellInnen Maschine + der 'Schokoladenreibe' zu tun. Ich wollte als "die Braut" im Kleid neben Dir sitzen und Dir zusehen, ohne Dich berühren zu dürfen, wie Du die Schokolade reibst.

Eine Frau trägt die Maske von Pinochio, dem Helden des Märchens mit einer ganz langen Nase, die bei jeder Lüge die er macht noch länger wird. Die Nase in dem Video ist eine Karotte, die die Frau in ihren Mund gesteckt hat, wodurch das ganz Gesicht etwas verschoben ist. Die Karotte glänzt vor lauter Gleitcreme. Am Boden lieg ein Mann, er ist mit einem Tuch blind gemacht. Er hat seinen Hintern, wie zu einer Welle, nach oben gereckt. Die Frau reibt ihre Brüste an seinem Hintern und beginnt ihn dann mit der Karotte in den Hintern zu ficken. Sie verleugnet die Natur, die ihr keine Rute gegeben hat, ihre Nase wird dabei länger. Nach den Orgasmen, pinkelt die Frau auf den Rücken des Mannes, es fließt wie auf einer Rutsche hin-unter und teilt sich im Nacken in zwei Bäche. Die Beiden tauschen die Postionen.

Ich habe öfter die Vorstellung Sex aufzunehmen, um durch Außenbetrachtung das Gefühl zu vervollständigen. Vielleicht ist Sex gerade aufregend, weil man/Frau sich dabei nicht sieht. Ich habe es nie verstanden in den Spiegel zu gucken. Aber man/Frau sieht sich bei den meisten Dingen nicht. Ich bin meist sehr überrascht, wenn ich mich auf dem Bildschirm sehe. Ich habe keine Vorstellung von meiner Mimik, Körpersprache.

Ein Stimme zählt vierzehn, fünfzehn, achtzehn... Der Zähler trägt eine seidenes, braunes Gewand, wie ein Mönch, aber viel zu glamourös für ein Kloster. Er zieht die Kutte beim ficken erst aus, als ihm zu heiß wird. Anschließend zieht die Frau das Gewand an. Der Vorgang wiederholt sich mit getauschten Rollen.

Pornographie interessiert mich vor allem als Bildproduktion die in ihrer völligen Standartisierung einen merkwürdigen Freiraum erlaubt.

AN EINER MASCHINE WIRD ARBEIT VERRICHTET

Die zölibatere Maschine ist eine Maschine, die sich um sich selbst kümmert. Eine Maschine, die sich nicht austauscht. Eine Junggesell-Inn-en-maschine sorgt sich um sich selbst.

Die Arbeiter sorgen sich um die Maschine. "Nein, die Maschine ist nicht krank."
MASCHINEN WANDELN MEIST DINGE UM.
Man nennt das Mehrwert.

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