Ina Wudtke

Hip Hop Deutschland - Jamkultur und Sprechgesang

"(...) Progrome entstehen, Polizei steht daneben, ein deutscher Staatsbürger fürchtet um sein Leben, in der Fernsehsendung die Wiedervereinigung, anfangs hab ich mich gefreut, doch schnell hab ichs bereut; denn noch nie, seit ich denken kann, war's so schlimm wie heut! (...)"

Ob links oder rechts - den meisten Leuten paßt es nicht, daß Advanced Chemistry in ihrem Stück 'Fremd im eigenen Land' so auf ihr deutsch-Sein pochen. Aber Torch, der dieses Stück zusammen mit Tony und dem Linguist geschrieben hat, möchte es den Leuten "(...) am liebsten so richtig drücken, es ihnen schenken: Ich bin'n Deutscher! (...)" Im Alltag sieht man ihn nämlich auf Grund seines Aussehens nur allzugerne als Ausländer an. Die Tatsache, daß er einen deutschen Paß hat, schützt ihn nicht vor rassistischen Angriffen. Denn in Deutschland geht es ja nicht um Ausländerfeindlichkeit, wie Morgenpostplaketten und Medien berichten, sondern um Rassismus. Wie anders sollte man sonst die Tatsache beschreiben, daß Leuten, die hier geboren sind und hier zur Schule gehen, ihre deutschen Pässe vorenthalten werden, weil ihre Eltern keine deutsche Staatsangehörigkeit haben? Sie (Afro-Deutsche, türkische Deutsche, italienische, jugoslawische, griechische Deutsche etc.) identifizieren sich mit 'Fremd im eigenen Land' - auch ohne Paß!
Advanced Chemistry haben Power, sie kämfen für ihre Rechte als Teil einer nicht anerkannten Minderheit. Damit fungieren sie als Motoren in der Hip Hop Szene - wie viele andere Rapper bzw. Gruppen mit ganz ähnlichen Themen, z.B. No Remorze (Bremerhafen), Ready Kill (HH), Islamic Force (Berlin), King Size Terror (Nürnberg).
Die Hip Hop Szene kennt aber nicht nur die integrationistische Sichtweise, die vorenthaltene Rechte einzuklagen versucht. Stattdessen macht sich auch immer häufiger ein Standpunkt, wie der des Rappers/Teachers KRS - ONE aus den USA breit, der sagt: Wir sind nicht african americans, sondern wir sind africans. Die Enttäuschung reicht hier schon so weit, daß als Konsequenz nur noch die Ausgrenzung aus dem Staat, und damit letzendlich auch der Kampf gegen diesen, gesehen wird.
Gruppen, wie No Remorze verarbeiten diese Gewalt in ihrer Musik. Der Rapper Crak muß auf Grund seiner kurdisch-deutsch-türkischen Roots immense reale Kämpfe ausstehen - innere wie äußere. Gefühle des förmlichen Auseinanderberstens bringt er unter Hochspannung voll in seine Musik ein. Ohne Zeit zum Atmen zu verschwenden, reimt er mit rollendem Rrr über Rassismus, Krieg und Gewalt... Die Gruppe ist musikalisch an Britcore Hip Hop orientiert, und mit ihnen eine Reihe sehr junger Hip Hopper.
Auch in Deutschland identifizieren sich die Leute, analog nach amerikanischem Vorbild, immer stärker über den Bezirk, in dem sie wohnen, die 'neighborhood'.
Im Hip Hop bringen dies diverse LP-Cover und Fotos, von Rappern/DJ's vor Straßenschildern, U-Bahnstationen und anderen bezeichnenden Orten zum Ausdruck. Damit zeichnen sich aber auch die ersten Probleme, ähnlich wie in den USA ab. Es bilden sich Gang-ähnliche Gruppen, die ihren Ursprung oft in militantem Antifaschismus haben.
In Hamburg gibt es eine Posse (keine Gang) die sich Homeboys (St. Pauli, Hafen) nennt, andere heißen Ghetto Kings und kommen aus Steilshoop. Vor allem die Thirty Sixer aus Berlin 36, Kreuzberg, und ihr Umfeld, schlicht 'die Berliner' genannt, sind der Grund für die Bodychecks (Waffenkontrolle) auf vielen Jams oder Konzerten. Auf einer Jam in Braunschweig konnte ich 'die Berliner', die in Bussen kamen, dabei beobachten, wie sie das dortige Jugendzentrum auseinandernahmen und die Anlage klauten. Die Jam ertrank in einem riesigen Polizeieinsatz mit Manschaftswagenladungen von Bullen und Schäferhunden und wildgewordenen Typen. Aus einer Gaßknarre wurde ein Schuß abgegeben und gab damit das Startsignal für erfolglose Wettläufe mit der Polizei. Die Motorhaube eines Polizeiwagens wurde mit "Fuck the Police" verziert.
Hip Hop hat eindeutig mit der Suche nach einer Identität zu tun. Diejenigen, die ein bißchen von den geltenden Werten des Systems abweichen oder zur Seite gedrängt werden, können sich schneller damit identifizieren. Hip Hop ist transkulturell, und zwar schon von der musikalischen Seite her. Hip Hop lebt vom Sampling, d.h. Zitate aus vielen unterschiedlichen Musikkulturen werden verwendet/gewendet - Jazz, Heavy Metall, Rock, afrikanische Volksmusik, Soul, aber auch Horrorfilmsoundtracks und Radiosendungen. Es kommt also nicht darauf an, die Musikkulturen zu kategorisieren, sondern sie zu verbinden.
Im Hip Hop Kontext bilden sich 'nations', 'tribes', 'posses', 'families' etc. Diese Begriffe sind schon in den USA von einer vorherrschenden, amerikanischen Sprachstruktur in eine "andere" Struktur transformiert worden. Wenn diese Begriffe jetzt auch noch in weitere Länder getragen werden, fallen die Interpretationen der Begriffe natürlich sehr weit auseinander.
Die politischen Verhältnisse in Deutschland sind mittlerweile durch die sich vollziehende Repression so angespannt, daß sich viele wieder nach einer direkten Ausdrucksform sehnen. Rap bietet diese Möglichkeit, und so versuchen sich eine Reihe linker Projekte an das Hip Hop Ding anzuschließen. Daraus entstanden in Hamburg z.B. der 'Urban Sound Clash', eine Diskussionsveranstalltung im Mekka (Diskothek) und verschiedene Artikel im Spex und anderen Musikmagazinen.
Die Herleitungen und Interpretationen verfolgten dann in Deutschland auch nahezu ausschließlich die Pfade deutscher Geschichte. So kamen z.B. Vergleiche von Hip Hop Jugend mit Hitlerjugend in Diedrich Diederichsens Artikel 'the kids are not alright' im Spex zustande. Die ich als von Medien immer wieder gern ausgeschlachtete, aber keinesfalls zutreffende Interpretation werte. Immerhin bleiben so auch in Deutschland bestimmte Themen in der Diskussion. Auch der Titel des Hamburger Samplers 'Kill the Nation with a Groove' besteht auf der althergebrachten, deutschen Überlieferung des Begriffs der Nation. Der Titel ist eine Anspielung auf George Clinton's Funkedelics 'One Nation under a Groove', der vielleicht eher als ein Hinweis auf eine spannende Unterwanderung des Begriffs gemeint sein könnte.
Aber - und um den protestierenden Diederichsen-Verehrern gleich wieder den Mund zu stopfen - Diederichsen war ja einer der ersten, den dieser Aspekt des Unterwanderns an urspünglich schwarzer Musik interessiert hat. Eine Differenz auszudrücken im Umgang mit bestehenden Strukturen. Mit den Mitteln der Variation, Kombination, Übersteigerung und Rhythmisierung. (Kurz gesagt vielleicht: die Sampletechnik).
Heute nimmt Diederichsen viele seiner Thesen zurück, da sich auf den fruchtbaren Theorien heute in Amerika Organisationen wie die "Nation of Islam" errichten, in denen er faschistoide, frauenfeindliche, antisemitische Ansichten vereint sieht.
So versucht er mit Hip Hop als Aufhänger sich wieder auf alte linke Begriffe festzuschreiben. In meinen Augen führt dies zu einem ganz ähnlichen Stillstand wie bei der Nation of Islam.
Da, wo Hip Hop nur noch festgeschriebenen politischen Zwecken unterliegt, wird er langweilig und verliert seine Kraft. Hip Hop ist also für alle , die herkömmliche Politik betreiben wollen, verloren. Hip Hop läßt sich mit geschriebenen Worten höchstens als Energie definieren, worin ich (im Sinne französischer Strukturalismustheorie) einen Vorteil sehe, Diederichsen einen Nachteil.
Heute definiert sich Hip Hop über die international stattfindenden Jams. Der Begriff Hip Hop ist trotz seiner langjährigen Existenz in Deutschland zu einem völlig dehnbaren Begriff geworden. Denn in Deutschland werden fälschlicherweise oft nur Platten, also Produkte einer Musikindustrie, als Hip Hop begriffen. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, daß es mit dem Hip Hop-Boom eine große Masse an Käufern gibt, die nichts mehr mit schwarzer Community oder Hip Hop-Kultur zu tun haben.
Dennoch gibt es mitlerweile auch in Deutschland ein paar Leute , die das Fundament ausfüllen. Sie beziehen sich auf die Werte der in den USA von Afrika Bambaata gegründeten Zulu Nation: Keine Drogen, keine Gewalt. (Die Zulu Nation entstand, um die Gangs und die Gewalt in N.Y. sterben zu lassen. Afrika Bambaata prägte die Hip Hop Kultur durch seine Tanz- und DJ Wettbewerbe. (David Toop: Rap Attack)).
Sie organisieren die Jams, produzieren auf ihren unabhängigen, eigenen Labeln Lp's. Sie geben Graffiti/ Tanz/ Rap Magazine heraus. Das sind die Leute, die sich verantwortlich fühlen und versuchen, die Szene zusammenzuhalten, indem sie auf viele Jams fahren und neue Leute kennenlernen. Sie versuchen so - als eine Art Bindeglied - die Szene international zu vernetzen. Zu nennen wären z.B. Leute aus dem Umfeld des Hip Hop Magazines MZEE.
MZEE wird in erster Linie von zwei jungen Typen gemacht: Akim Walta und Ralf Kotthof. Nach dem Vorbild der USA, versuchen sie unabhängige Vertriebssysteme zu entwickeln und zu gründen, die es ermöglichen, daß einmal mit Hip Hop verdientes Geld auch wieder in die Hip Hop Szene zurückfließt. Im Gegensatz zu "Make It Better", einem schweizer Magazin, arbeiten nur Typen an dem Heft, was den Stil prägt. Denn die Redakteure suchen in jedem Heft händeringend nach dickbusigen Blondinen, geilen Weibern und ähnlichen. (Das kann dauern Jungs!!). Sie haben trotz der professionellen Aufmachung des Magazines (Farbcover, Druck, Din A 4) alle Mühe, das Heft über Wasser zu halten. Aber wenn man mal über den Fußballreport-ähnlichen Stil hinwegsieht, den MZEE pflegen, kann man hier die besten Informationen über Neuerscheinungen aus der deutschen Szene wie auch der internationalen Szene (z.B. das Frankreich Special im letzten Heft) und interessante Interviews mit Breakern, Musikern, Sprayern lesen. Jam-Dates und Hip Hop-Kulturelles versteht sich von selber!! (Meine Informationen über Swift basieren z.B. auf einem Interview aus MZEE).
Torch, 21, und einer der Mc's von Advanced Chemistry aus Heidelberg, versteht sich ebenfalls im Sinne der Ideen der Zulu Nation - ohne die Situation in den USA direkt auf Deutschland übertragen zu wollen. Er findet, daß es auch in Deutschland darum geht, vielen Jugendlichen ein Ziel zu geben. Diese Verantwortung möchte er tragen, und sozusagen ein gutes Beispiel abgeben. Man kennt ihn von vielen Jams. Diese Jams finden, für Außenstehende oft unbemerkt, in Jugendhäusern oder ähnlichen unkommerziellen Räumen statt, oft alkoholfrei... Sie werden nur durch Flyer oder 'hauseigene' kleine Hip Hop-Magazine wie Swat Fanzine (O-Berlin), ehem. Hype (HH) jetzt bei MZEE (Mainz), On The Run (Graffiti/München) oder Make It Better (Schweiz) angekündigt. Torch's Freestyle ist vielen ein Begriff und Vorbild, so daß er auch vor Erscheinen der ersten Advanced Chemistry LP auf anderen Lp's gegrüßt wurde (z.B. LSD).
In seiner Position als Rapper bezeichnet er sich selbst als Textfanatiker. Er definiert sich, wie mit ihm viele andere in Deutschland arbeitende Gruppen, als Hardcore. Und Hardcore heißt für ihn nicht (wie die Herleitung aus einem Punkverständnis vermuten würde) harte Musik, sondern ungeschminkte Texte, die den Hörer direkt erreichen, also an den Kern kommen.
Folglich war er einer der ersten, der deutsch reimte, um an die Leute heranzukommen. Um auf auswärtigen Jams verstanden werden zu können, könnte er auch auf Englisch, Französisch oder Kreolisch ausweichen, denn wie viele Rapper, ist er mit mehreren Sprachen vertraut. In Amerika wird Hardcore auch oft als 'two turntabels and a microphon' (Gang Star) definiert. Dies trifft tatsächlich auf die meiste Jam-Musik zu, was einen dynamischen, rhythmusstarken Old School Sound erzeugt.
Diese Tatsache hat den entscheidenen Vorteil, daß jeder auf einer Jam die Möglichkeit hat, aus der anonymen Menge herauszutreten und auf der Bühne mit dem Mikrophon auf sich aufmerksam zu machen. Ein hergeleitetes Prinzip des jamaikanischen Soudsystems: Jeder darf bzw. Jeder soll. Die meisten Texte sind stark autobiographisch beeinflußt und erzählen lyrisch über spezielle Probleme und die Situation des Rappers.
Auf der letzten 'hardcorejam' Jan. 93 im Hafen forderte Mc Eißfeldt von den Absoluten Beginnerz gemeinsam mit dem Publikum: 'Wir wollen Macki für die Party!', der traute sich aber nicht , dafür kamen drei andere auf die Bühne und das Mikro machte die Runde. Das macht eine gelungene Jam aus, nicht nur das Konsumieren von Dargebotenem, sondern die größtmögliche Vermischung von Konsumenten und Produzenten. Genauso ist es beim Tanz.
Erwähnt werden muß auf jeden Fall Swift aus Kiel. Swift ist so ungefähr das für den Breakdance, was Torch für den Rap ist. Fast auf jeder Jam dabei, manchmal auch am Rappen. Durchs Battlen in einer Diskothek lernte er Storm kennen. '89, lange nachdem Breakdance von den Medien als out verschrieben wurde, bildete sich die Gruppe Battle Squad, zu der beide gehören. Die Idee dabei war, gemeinsam auf Jams gegen andere Gruppen zu battlen. Doch die zehnköpfige Crew brach auseinander - aus persönlichen, teilweise auch Drogen betreffende Gründen. Einer der Gruppe, Maurizio, ging in die USA, um bei der Rocksteadycrew weiterzumachen. Die Rocksteadycrew ist durch den Film Beatstreat zu einem Vorbild für viele Breaker geworden.
Swift und Storm leben vom Tanzen. Sie verdienen ihr Geld auf Kinderfesten, Sport-Galen und mit Diskothekenauftritten. Sie trainieren am Tag durchschnittlich eine Stunde, meist bleibt nicht mehr Zeit, da sie dauernd unterwegs sind zu neuen Auftritten. Swift hat vor, einmal nach Amerika zu gehen, um dort in Shows und Musikvideos aufzutreten. Außerdem möchte er seinen Style verbessern, denn in den USA kommt man auf ein höheres Level mit Tanzen als in Deutschland.
Breaken ist eine absolute B-Boy-Domäne. Man nennt den Tanz ja auch nicht umsonst Battle Dance. Ein Hip Hopper muß sich irgendwie andauernd beweisen. Aber auch andere Treffpunkte, ob Plattenläden, Bandräume, Studios oder Jams (wobei es bei Jams noch geht) sind fast reine B-Boy Treffs.
In der Schweiz scheint es rund um das Magazin 'Make it Better' eine kleine aktive B-Girl-Szene zu geben . Das liegt wohl an Shark, und den zwei Redakteurinnen Zora (die auch rappt und Graffix macht) und Curly, die beide sehr angagiert sind. Besonders interessant sind ihre Frauen im Hip Hop-Beiträge über junge schweizer B-Girls. Ihr Stil ist sophisticated - im Gegensatz zu MZEE. Sie haben einen erweiterten Begriff von Hip Hop , und lassen nicht alles, was nicht 100% hardcore oder brandneu ist, außen vor (z. B. Interviews mit Cookie Crew, Reimbanditen, Fan 4). Man konnte ihr Heft, ebenso wie MZEE, bisher bei 'Container Records' in Hamburg bekommen.
Aus näherer Umgebung sind mir eigentlich nur zwei aktive B-Girls bekannt. Cora E., ehemals Kiel, jetzt Heidelberg, ist seit 10 Jahren dabei, man kennt sie von etlichen Jams. Und Hamburger konnten sich kürzlich auch auf dem Konzert von I.Q. und Boo Yaa Tribe, wo sie einen Freestyle hinlegte, von ihrer Kunst überzeugen. Dann gibt es da noch die Münchnerin, mit zeitweiligem Wohnsitz in Paris, END TWO. Sie rappt teilweise in Französisch, sonst in Englisch und wird demnächst eine LP herausgeben.
Cora E. ist eine schnippische 23jährige. Sie ist der Ansicht, daß jeder, der etwas erreichen möchte und gut ist, hoch kommt, egal ob Mann oder Frau. Sie meint, daß die meisten Frauen eben nichts wollen. Sie macht zwar nicht auf Französisch (O-Ton), dafür aber auf Englisch und Deutsch. And it goes like this:
"Ich wurde älter, doch ich wahrte meinen Stil.
Ich brauche kein Make up und habe trotzdem Sexappeal.
Steh meinen Mann, auch bin ich eine Frau.
Betone Linien, nicht die Linie - stell meinen Körper nicht zur Schau.
Mit Coral ohne l wird hier dein Gesicht gewaschen.
Ohne Phosphat, doch trotzdem wird es dich erblassen lassen."
Cora E. ist eine Freestyle-Expertin. Beim Freestyle kommt es darauf an, eine spontane Idee, das was einem gerade durch den Kopf geht, umzusetzen. Sie nimmt in ihren Texten Bezug auf momentane Situationen und ein Jam-Publikum. Das Stück, über Coras Freund 'Swift', erzählt über den Abend, wo sie gemeinsam über seine Einberufung gesprochen haben. Auf der Suche nach einer Lösung, der man sich nicht entziehen kann, wird Swift klar, das die army 'the last thing I could benefit' ist. - Der 'peaceful way' ist für Cora und Swift der Weg und das Stück endet mit: 'don't support to arm it doesn't pay'. Cora nutzt ihre Position in der Szene, um die Leute für die Wehrdienstverweigerung zu gewinnen. Sie ist auch dabei, wenn es darum geht, die Szene im Osten zu unterstützen, denn auch hier gibt es Kids, die anders denken als es die Medien darstellen. Auf einer Jam in Rostock lernte sie die Gruppe 'A real dope Thing' aus Berlin-Ost kennen und nahm mit ihnen a real dope tape auf. Auch die zahlreichen Sprayer, Breaker und weitere Gruppen aus dem Osten bekommen nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. In einem Interview mit 'Make it better' betont sie noch einmal, daß in Rostock nicht nur Nazis rumhängen.
'Swift' ist Cora's erstes Stück auf LP. Sie hat es zusammen mit dem DJ Marius No 1 aus Hamburg gemacht. Marius ist durch die 2-wöchentliche, hörenswerte NDR-Sendung 'Blacktrax' bekannt. Seine Musik ist, im Gegensatz zu vielen Jamgeschichten, tanzbar. Inhaltsbezogen verwendet er bei 'Swift', Soldatenfußgestampfe, was sich auch durch das ganze Stück zieht. Durch die Kombination mit raggaverwandten Bässen und jazzigen Trompetensampeln entsteht jedoch ein groovender Sound. Dies wird sich auf dem Sampler 'kill the nation with a groove', 'Buback Tonträger' HH, wo das Stück erscheint, auch sicherlich positiv auswirken. Die dort vertretenen, deutschen Hip Hop Crews stehen nämlich zum Großteil auf einem härteren Sound.
Cora E. und Marius No 1 arbeiten zur Zeit an einer Maxi 'Könnt Ihr mich hören', die im April auf 'Buback Tonträger erscheinen wird. Es werden drei Stücke drauf sein, 'Könnt Ihr mich hören, könnt Ihr mich sehen', 'Ich geh ins Ziel' und ein Instrumentalstück von DJ Marius Number One. Textlich wird hier wieder deutlich Bezug auf die Hip Hop Szene genommen:
"(...) Nationalitäten kommen zusammen in einem Untergrund
trotz verschiedener Sprachen herrscht Verständigung
Egal woher Du kommst, Hip Hop gibt dir Asyl,
Hip Hop gibt dir ein Ziel, macht deine Ideen mobil.
Fängst du an positiv zu denken, findest du hier ein Quartier.
Als Hip Hop Pionier erweiterst du dein Revier.
Und dann erklärst du Anderen mal das Prinzip von einem Lebensstil
Ich hoff daß man Dich hört und sieht (...)"



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